Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen und im Erzbistum München und Freising

Mit freundlicher Genehmigung von Jacques Tilly, Foto: Ricarda Hinz
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Wir haben mit Michael Sieber, Mitorganisator der Aufarbeitung bei den Regensburger Domspatzen, über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche gesprochen. Besonderes Augenmerk haben wir dabei auf die Aufklärung bei den Regensburger Domspatzen und im Erzbistum München und Freising gelegt.
 
Im Jahr 2017 veröffentlichte der Anwalt Ulrich Weber einen 440 Seiten umfassenden Abschlussbericht zu den Missbrauchs- und Gewaltfällen bei den Regensburger Domspatzen. Demnach wurden 547 Jungen in den Jahren 1945-92 Opfer körperlicher und/oder sexueller Gewalt. Weber hat insgesamt 49 Beschuldigte aus den Bereichen Schule, Chor & Musikerziehung und Internat angeführt, die Kinder misshandelt hatten.
Zwei Jahre später, im Jahr 2019, wurden zwei weitere Studien vorgestellt, die darlegen sollen, wie es in den Schulen, den Internaten und dem Chor überhaupt soweit kommen konnte. Eine Studie – eine historische - ist von Professor Bernhard Löffler und Dr. Bernhard Frings von der Universität Regensburg erstellt, die andere ist eine sozialwissenschaftliche Analyse, die von der Kriminologischen Zentralstelle Wiesbaden verfasst wurde.

Um eine Vorstellung darüber zu bekommen, wie groß das Ausmaß der Gewalt war, mit der z.B. die Jungen der dritten und vierten Klasse konfrontiert waren, hier ein Auszug aus dem Abschlussbericht von Anwalt Weber .
 
„In der Vorschule der Domspatzen in Etterzhausen und Pielenhofen dominierte Gewalt, Angst und Hilflosigkeit. In allen drei Bereichen Schule, Chor & Musikerziehung und Internat war Gewalt ein alltägliches Mittel. Gründe waren Fehlverhalten oder Schlechtleistung der Schüler, aber auch Willkür durch die Erzieher. Aufgrund der Häufigkeit und Intensität ihrer Gewalt sowie ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit ragten der Direktor der Vorschule und sein Präfekt unter den zahlreichen Beschuldigten heraus. Neben der physischen Gewalt waren auch Formen von psychischer und sozialer Gewalt ständig präsent. Ein Großteil der Vorfälle sexueller Gewalt wurde ebenfalls durch den Vorschuldirektor verübt. (…) Ein für die Vorschule annähernd perfektioniertes System der Isolation und Kommunikationsverhinderung ermöglichte, dass von Gewaltvorfällen nur wenige Informationen nach außen drangen.“
 
Die kriminologische Studie aus dem Jahr 2019 kommt zwei Jahre später zu dem Schluss: dass es sich bei den Regensburger Domspatzen um eine "totale Institution" gehandelt hat.
Wir haben nachgefragt bei Michael Sieber, Mitorganisator der Aufarbeitung bei den Regensburger Domspatzen und ehemaliger Schüler, ob er das genauso sieht und was das für die Schüler bedeutet hat.

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