Aktionstag am 27. Januar 2022: Protestbündnis demonstriert in München gegen die Vertuschung von Missbrauch in der katholischen Kirche

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Am Donnerstag, 27. Januar 2022, geht in München ein buntes Protestbündnis auf die Straße. Unter anderem die Giordano-Bruno-Stiftung und der Bund für Geistesfreiheit München demonstrieren an verschiedenen Orten gegen die Vertuschung von Missbrauch in der katholischen Kirche.

Anlässlich der Pressekonferenz des Erzbistums München und Freising zum Thema sexueller Missbrauch am Donnerstag, 27. Januar 2022, demonstriert ab 10 Uhr ein buntes Protestbündnis vor dem Ort der Pressekonferenz in der Katholischen Akademie (Mandlstraße 23/Protestbündnis in der Gunezrainerstraße, 80802 München).
Von 14:30 bis 15:00 Uhr stehen die Aktivist*innen vor dem Archiv des Erzbistums München und Freising (Karmeliterstr. 1, Eingang Pacellistr., 80333 München) für eine symbolische „Aktenübernahme“.
Und von 15:30 - 16:00 Uhr veranstaltet das Protestbündnis einen Demozug vom Königsplatz zur Staatsanwaltschaft I (Linprunstraße 25, 80335 München, Standort Protestbündnis in der Nymphenburgerstr. 16, Ecke Sandstraße). Dort findet ab ca. 16:00 Uhr die symbolische „Aktenübergabe“ an die Staatsanwaltschaft statt.
 
Angesichts des am 20. Januar 2022 veröffentlichten Missbrauchsgutachtens fordert Michael Wladarsch, Vorsitzender des Bundes für Geistesfreiheit München, die Kirchenmitglieder auf, dem Beispiel Köln zu folgen und zu Tausenden aus der katholischen Kirche auszutreten: „Das Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl hat die Dimension und die institutionalisierte Vertuschung von sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese München und Freising deutlich gemacht. Jedes Kirchenmitglied sollte sich jetzt gut überlegen, ob es in einer Organisation bleiben möchte, in der kriminelle Machenschaften ignoriert, verharmlost und vertuscht werden.“
Michael Wladarsch weiter: „Es ist bezeichnend, dass sich bis heute niemand aus dem Erzbistum zu seiner Verantwortung für sexuellen Missbrauch bekannt hat. Scham zu bekunden und sich erschüttert zu geben, reicht nicht aus. Diese organisierte Verwantwortungslosigkeit muss ein Ende haben. Und da hilft dann eben nur noch die Abstimmung mit den Füßen.“
 
In der Vertuschung des vielfachen Kindesmissbrauchs durch Kleriker der katholischen Kirche über Jahrzehnte hinweg, sieht der Bund für Geistesfreiheit auch ein grobes Versagen des Staates und der Justiz. „Obwohl die Staatsanwaltschaften verpflichtet sind, bei Kenntnis möglicher Straftaten Ermittlungen einzuleiten, haben sie bei den Verstößen gegen das Selbstbestimmungsrecht von Kindern und Jugendlichen durch Kleriker versagt,“ so der Vorsitzende des Bundes für Geistesfreiheit Bayern, Erwin Schmid. Zwar heißt es in unserer Verfassung im Art. 140 GG, dass jede Religionsgemeinschaft ihre Angelegenheiten selbstständig ordnen und verwalten darf. Jedoch nur innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes. Die katholische Kirche versteht sich aber offensichtlich als Staat im Staat, die ihre Angelegenheiten auch dann selbst ordnet und verwaltet, wenn es sich um offensichtliche Straftaten handelt.
 
Deshalb fordert der Bund für Geistesfreiheit von den politisch Verantwortlichen im Bund und den Ländern, dass die Verbrechen innerhalb der katholischen Kirche von den Staatsanwaltschaften aufgeklärt werden und entsprechende Verfahren gegen die mutmaßlichen Täter aber auch gegen die Vertuscher bei den Kirchenämtern eingeleitet werden.
 
Der stellvertretende Vorsitzende des Bundes für Geistesfreiheit Bayern, Frank Riegler, betont zudem: „Die neue Bundesregierung ist aufgefordert, alle Sonderrechte der Religionsgemeinschaften auf den Prüfstand zu stellen. Insbesondere der Sonderweg der Kirchen im Arbeitsrecht muss beendet werden.“