Säkulare Ampel, religionskritischer Feuerbach und parteiisches Kreuz: Freigeistige Welt 4/2022 erschienen
Die vierte Ausgabe in 2022 von „Unsere freigeistige Welt” des Bundes für Geistesfreiheit (bfg) Kulmbach/Bayreuth steht online. Sie umreißt Ludwig Feuerbachs Werk mit der Selbst-Abbildung des Menschen in der christlichen Gottesvorstellung, porträtiert den Zentralrat der Konfessionsfreien in seiner Betonung von Tatsachen und Grundrechten und benennt säkulare Ziele für Bildungssystem, Arbeits- und Steuerrecht. Wiedergegeben werden Einzelheiten des Urteils vom 01.06.2022 des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, demzufolge das Kreuz im Eingangsbereich von Dienstgebäuden gegen die Pflicht des Staates zur weltanschaulich-religiösen Neutralität verstoße, jedoch ohne dass es in die Religionsfreiheit eingreife. Eingegangen wird auch auf eine staatliche bzw. kommunale millionenschwere Unterstützung für den bevorstehenden Kirchentag.
Das Gedicht „Meinst du, die Russen wollen Krieg?” von Jewgeni Jewtuschenko aus dem Jahr 1961 bietet einen empathischen, geschichtsbewussten und menschlichen Denkanstoß zu der Rolle der russischen Bevölkerung angesichts des von Putin geführten Angriffs auf die Ukraine. Kritik von Lessing an Äußerlichkeiten, Personenkult und Schwarz-Weiß-Denken im Christentum sowie eine Verdeutlichung eines Ausgeliefertseins an risikobehaftete Technik durch Fontane repräsentieren ältere kritische Teile der Geistesgeschichte.
In der Berichterstattung über Veranstaltungen geht es um weniger konfrontative, aber wirkungsvolle Herangehensweisen hinsichtlich Menschenrechten in China, etwa die gezielte Unterstützung einzelner Anwälte. Außerdem kommen hier große Kanister mit Marien-Aufdruck in Lourdes vor. Aus Schweinfurt meldet die Ortsgemeinschaft eine Satzungsänderung und die Ergebnisse der Vorstandswahl. Mehrere Veranstaltungs- und Medienhinweise sind enthalten. Eine Mahnung des bfg bereits vor vierzig Jahren gegen Kindesmisshandlung mit Kirchenbezug dokumentiert der abschließende Rückblick auf ein Rundschreiben. Maximilian Kerner beschreibt in dem darin veröffentlichten Gedicht „Der prügelnde Religionslehrer” von 1979 Schläge bis zum Aufspringen der Haut von Schutzbefohlenen.