Kritik an der Jugendeinrichtung des umstrittenen Vereins Mission Freedom e.V.

Plakate gegen den sog. Marsch für das Leben radikaler Abtreibungsgegner*innen am 13. April 2024 auf dem Münchner Königsplatz
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#NoUNUM24-Mitinitiator löst Berichte der Recherchekooperation von NDR und Süddeutsche Zeitung zu Mission Freedom e.V. aus.
 
Panorama 3 und die Süddeutsche Zeitung berichteten aktuell über die Eröffnung einer Einrichtung für sexuell missbrauchte Minderjährige durch den umstrittenen Verein Mission Freedom e.V. Auch der Skeptikerverband GWUP veröffentlicht einen Bericht zur Verbreitung von Verschwörungsideologien durch Mission Freedom zur sog. „Rituelle Gewalt – Mind Control“-Ideologie. Ausgelöst wurde die Berichterstattung durch die Recherche eines Mitinitiators von #NoUNUM24, ein offenes Bündnis, das in den vergangenen Wochen den Protest gegen die Glaubenskonferenz „UNUM24“ in der Münchner Olympiahalle organisiert hat. Auch Mission Freedom und die Geschäftsführerin der Einrichtung „SeeNest“ (Himmelsstürmer Deutschland) haben an der UNUM24 teilgenommen. Eine jüngst von #NoUNUM24 gestartete Petition richtet sich auch gegen die Vereinnahmung Sozialer Arbeit durch christlich-fundamentalistische Ideologien.
 
„Tatsächlich hatte auch ich von der UNUM24 noch nichts mitbekommen, bis ich wenige Wochen vor deren Start durch Posts von Gaby Wentland darauf aufmerksam wurde.“ sagt der Rechtsanwalt Matthias Pöhl. Der Mitinitiator von #NoUNUM24 befasste sich zu dieser Zeit bereits seit fast einem Jahr mit Mission Freedom: „Auf in den Bereich der Sozialen Arbeit vordringende christlich-fundamentalistische Gruppen aufmerksam geworden bin ich durch den Beruf meines Lebensgefährten Christian Lohwasser.“ 
 
Christian Lohwasser ist Sozialarbeiter und Mitglied im Berufsverband Soziale Arbeit (DBSH). Auch er unterstützt das Bündnis #NoUNUM24: „Tatsächlich bemerken wir, dass in letzter Zeit zunehmend Organisationen mit sozialarbeiterischen Angeboten auftreten, deren Arbeit – teils erst auf den zweiten Blick feststellbar – von ihrer spezifisch religiösen Ausrichtung und eigenen Missionierungsinteressen überlagert zu sein scheint. Nicht hinzunehmen ist dies, wenn die Arbeit durch menschenfeindliche Ideologien, zum Beispiel Queerfeindlichkeit oder die Annahme ‚dämonischer Besessenheiten‘ beeinflusst wird, oder wenn in dem Zusammenhang unseriöse „Heilungs- und Befreiungsdienste“ angeboten werden.“, so Lohwasser. 
 
„Historie“ der Recherche und Motivation
 

Zu Beginn seiner Befassung mit dem Thema stieß Pöhl schnell auf die Ankündigung des Vereins Mission Freedom e.V.: „Gott hat Großes vor im Allgäu 23“ postete dessen Vorsitzende Gaby Wentland im Anfang 2023. Wie sich herausstellte die Ankündigung, dass der Verein eine Einrichtung für sexuell missbrauchte und traumatisierte Minderjährige plante, die bislang anderweitig untergekommen waren.
 
„Ich habe mich gefragt, ob Mission Freedom nach den in der Vergangenheit gewonnenen Erkenntnissen tatsächlich die Erlaubnis zum Betrieb einer solchen Einrichtung erteilt werden darf. Voraussetzung hierfür wäre, dass von einer Gewährleistung des Kindeswohls in der Einrichtung auszugehen ist. Wenn ein solcher Verein seinen Sitz an einer Pfingstgemeinde hat, in der ein AfD-Bürgerschaftsmitglied einen sog. ‚Healingroom‘ mit unseriösen Heilungsangeboten betrieb, scheinen bereits Zweifel angebracht. Erst recht, wenn die Vereinsvorsitzende Lügengeschichten und Verschwörungsideologien verbreitet, sich nach deren Enttarnung durch Ermittlungen des LKA im ‚Kampf mit dem Teufel‘ sieht, diese sich zudem mit ‚Wundergaben‘ ausgestattet auf einer göttlichen Mission sieht und Homosexualität und außerehelichen Sex als ‚Greuelsünden‘ geißelt.“
 
In einer über 60-seitigen, jetzt von #NoUNUM24 veröffentlichten Recherche, stellte Pöhl dar, dass sich an der ideologischen Ausrichtung und Arbeitsweise von Mission Freedom seit der Berichterstattung vor zehn Jahren offenbar nichts geändert hat. Er stellte die Recherche der Presse und weiteren Stellen zur Verfügung. Verhindern ließ sich die Erlaubniserteilung nicht. Wentland begrüßte die Unterbringung erster Kinder Anfang dieses Jahres mit den Worten: „Das ist so, als wenn Gott mir drei neue Babys geschenkt hat“. Für Pöhl ist das erschütternd, aber immerhin habe seine Recherche nun eine öffentliche Berichterstattung ausgelöst.
 
Zur persönlichen Motivation sagt Pöhl: „Mir geht es um Aufklärung und den Schutz von Menschen vor menschenfeindlichen Ideologien – sei es nun im Bereich der Sozialen Arbeit oder auf sogenannten Glaubenskonferenzen wie der UNUM24. Gerade im jungen Alter und in Lebenskrisen sind Menschen für solche Ideologien empfänglich. Dass Menschen unter dem Deckmantel vermeintlich ‚christlicher Nächstenliebe‘ aufgesucht
werden, weil man sich dort eine besondere ‚Bekehrungsbereitschaft‘ zu den eigenen Ideologien erhofft, die Menschen dort also letztlich ausgenutzt und in neue Abhängigkeiten gebracht werden, darf nicht sein.“ 
 
Aufklärungsarbeit soll fortgesetzt werden
 

#NoUNUM24 will seine Arbeit als Aufklärungsprojekt fortsetzen, sagt Pöhl: „Uns geht es um weitere Aufklärung über das extremistische Potential und Gefahren des christlichen Fundamentalismus. Darum haben wir die Recherche nun veröffentlicht und werden unsere Aufklärungsarbeit fortsetzen. Wie die Diskussion um die UNUM24 gezeigt hat, werden Gefahren des christlichen Fundamentalismus immer noch unterschätzt. Das betrifft verschiedene Gesellschaftsbereiche. Den Bereich der Sozialen Arbeit haben wir in unserer jüngst gestarteten Petition explizit genannt, weil hier natürlich in besonderer Weise vulnerable Menschengruppen missbraucht werden. Umso erschreckender, dass auch zahlreiche neben Mission Freedom e.V. im Netzwerkverein ‚Gemeinsam gegen Menschenhandel e.V.‘ verbundene Organisationen und Kooperationspartner ähnlich problematische Ausrichtungen aufweisen, was bisher öffentlich kaum kritisch beleuchtet wird.“