München erneut Schauplatz antifeministischer Großmobilisierung

Protestkundgebung gegen radikale Abtreibungsgegner*innen am 19. März 2022 in der Münchner Arcisstraße
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Die Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München (firm) erwartet am 25. März 2023 erneut eine vierstellige Teilnehmer*innenzahl beim antifeministischen „Marsch fürs Leben“ in München. Die Demonstration richtet sich gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche und findet seit 2021 jährlich statt. Wir dokumentieren an dieser Stelle die Pressemitteilung von firm vom 14. März 2023:
 
„Wie befürchtet hat sich neben dem Berliner ‚Marsch für das Leben‘, der seit über 20 Jahren stattfindet, die Münchner Demonstration in der selbst ernannten „Lebensschutz“-Szene etablieren können“, sagt Anne Wild, Leiterin der firm. „Antifeminismus bildet den Kitt, der verschiedene (extrem) rechte, konservative und christlich-fundamentalistische Milieus zusammenbringt. Darum haben wir die Aktivitäten der Anti-Choice-Bewegung im Blick.“ In München ist diese Bewegung regelmäßig aktiv. Zweimal im Jahr finden 40-tägige Mahnwachen vor einer Klinik in Freiham statt, es gibt monatliche Gebetsmärsche, den sogenannten „1000-Kreuze-Marsch“ und nun den „Marsch fürs Leben.
 
Kamen zum ersten Münchner „Marsch“ noch rund 800, waren es 2022 bereits knapp 2.000 Abtreibungsgegner*innen, die in der Landeshauptstadt gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche protestierten. Einerseits setzen die Streichung des Paragrafen 219a StGB im Juni letzten Jahres sowie die Liberalisierung von Abtreibungsgesetzen in Spanien oder Frankreich die Anti-Choice-Szene unter Druck. Zu beobachten ist jedoch auch, dass die antifeministische Bewegung dank internationaler Vernetzung gut aufgestellt ist. Diese Netzwerke reichen bis nach München.
 
Prominente Redner
 
Die Organisator*innen werben dieses Jahr mit den Rednern Kristijan Aufiero und Matt Britton. Aufiero leitet die „1000plus-Profemina gGmbH“, die sich selbst als „Beratungsstruktur bezeichnet und die rechte Medienplattform „Corrigenda“ betreibt. Britton ist im Vorstand der US-amerikanischen christlich-fundamentalistischen Initiative „40 days for life“, die auch hier in München aktiv ist und aktuell Dauerkundgebungen vor dem Medicare Zentrum in Freiham durchführt.

Der Marsch beginnt am 25. März 2023 um 13 Uhr am Münchner Königsplatz, von dort aus werden die Abtreibungsgegner*innen durch die Innenstadt laufen. In einigen süddeutschen Städten organisieren Sympathisant*innen Anreisen und einige Vereine kündigen weitere Veranstaltungen rund um die Demonstration an. So organisieren die „Christdemokraten für das Leben“ (CDL) vor dem Marsch einen sogenanntes „Frühschoppen“ mit dem Anti-Choice-Aktivisten Paul Cullen und CSU-MdB Stephan Pilsinger, nach dem Marsch will die „Jugend für das Leben“ eine „Pro Life Rallye“ in der Münchner Innenstadt durchführen.
 
Mehrere Gegenaktionen geplant
 
Am Wochenende der Demonstration sind mehrere Gegenaktionen zivilgesellschaftlicher Gruppen geplant. Das „Bündnis für das Paradies auf Erden“ ruft am 24. März 2023 um 18:30 Uhr zu einer Demonstration ausgehend vom Gärtnerplatz aus auf. Am Tag des Marsches, am 25. März 2023, findet in der Katharina-von-Bora-Straße eine Gegenkundgebung des „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung München“ statt.

Über die Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München

Die Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München (firm) ist beim Feierwerk e. V. angesiedelt und seit 2009 Anlaufstelle für die Münchner Zivilgesellschaft, Multiplikator*innen der sozialen und politischen Bildungsarbeit, Fachnetzwerke, städtische Verwaltung und Kommunalpolitik. Sie informiert fortwährend über extrem rechte Entwicklungen in unserer Stadt, sensibilisiert für die Thematik und
berät zu möglichen Handlungsoptionen.