Vergangenes Wochenende begab es sich, dass gleich mehrere kirchenkritische Veranstaltungen in der Mitte Bayerns stattfanden.
Den Anfang machte der kirchenkritische Künstler Wolfgang Sellinger der mit seiner Galerie der Kirchenkritik bereits um 13 Uhr seine Ausstellung „Dia nackte Wahrheit über Martin Luther – Volksheld, Hassprediger, Antisemit“ eröffnete. Diese ist noch bis 20. August 2017 täglich von 10-18 Uhr in der Johanniskirche am Domplatz zu Eichstätt zu sehen.
Um 15 Uhr legte die Kirche des fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V. in Ingolstadt mit einem Vortrag der Autorin Daniela Wakonigg zum Thema „Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters als gesellschaftlicher Akteur“ nach. Wakonigg veröffentlichte kürzlich das Buch „Das Fliegende Spaghettimonster – Religion oder Religionsparodie?“
Zeitgleich begann im Nahegelegenen Geisenfeld das traditionelle Sommerfest des Bund für Geistesfreiheit Bayern, zu dem wie üblich alle Mitglieder der bfg Ortsgemeinschaften als auch interessierte Gäste eingeladen waren. Auch die bereits nach Ingolstadt angreisten Pastafaris stießen am Abend zu unserem Fest hinzu. Wie auch die letzten Jahre war es klein aber fein. Das Programm reichte von Livemusik über eine Trauung durch die Kirche des fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V. bis zu einer Feuershow. Aus Sicht von Stefanie Steinbrenner, der stellvertretenden Vorsitzenden des bfg Bayern, entwickelte sich die Zusammensetzung der Gäste im Vergleich zu den Vorjahren, mit einem Anteil von einem Drittel Familien mit Kindern und Jugendlichen, sehr positiv.
Den Abschluss dieses Wochenendes bildete am Sonntag Mittag eine Demonstration „Wider den Unglauben“ der Kirche des fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V. in Ingolstadt, mit Nudelmesse auf dem Rathausplatz, der sich auch einige Mitglieder des bfg angeschlossen haben.
Dieses Ereignis nationalen Ranges würdigte der Donaukurrier denn auch bereits am 6.8.2017 mit einem Artikel
Veranstaltungshinweis: Kurz nach der Ausstellung der Galerie der Kirchenkritik in der Johanniskirchen in Eichstätt wird an selber Stelle bereits am Freitag, 25. August 2017 um 19 Uhr die Ausstellung „wegen HEXEREY“ von Wolfram P. Kastner und Claus-Peter Lieckfeld eröffnet. Diese wurde vom bfg Bayern finanziell gefördert und ist vom 25. August bis 15. September 2017 täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Hinweis zur Weltanschauung der KdFSM: Auch wenn die Kirche des fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V. dem Namen nach eine Kirche ist, so ist laut deren Satzung „Die Religionssatire des Fliegenden Spaghettimonsters (…) künstlerisches Mittel (…) um in satiretypischer Art intolerante und dogmatische Anschauungen und Handlungen zu überhöhen und zu hinterfragen.“
Die Weltanschauung und der „Zweck des Vereins ist die Förderung von religiösen Zwecken in ihrer Gleichbehandlung mit wissenschaftlich orientierten Weltanschauungen und einem besonderen Schwerpunkt auf dem evolutionären Humanismus der Giordano Bruno Stiftung.“
Damit handelt es sich also trotz der Selbstbezeichnung als Kirche – nomen non est omen – um eine kirchenkritische humanistische Organisation. Ein ähnliches mehrschichtiges Konstrukt findet sich bei der amerikanischen Organisation „Satanic Temple“ wieder, die auch dem Namen nach eine religiöse, der Satzung nach aber eine lupenrein atheistisch humanistische Organisation ist. Im Unterschied zu Deutschland, in dem nach Art 140 GG Weltanschauungsgemeinschaften den Religionsgemeinschaften gleichgestellt sind, gilt nach der amerikanischen Verfassung in den USA lediglich die Gleichbehandlung bzw. Gleichnichtdiskriminierung aller Religionsgemeinschaften, sodass eine Selbstbezeichnung als religiös nicht zwingend auf Religion als Inhalt schließen lässt, sondern vielmehr auf die Intelligenz der Gründer durch eine irreführende Selbstbezeichnung die formale Gleichbehandlung mit Kirchen zu erheischen. Auch der Kult um das Spaghettimonster als Religionskritik geht letztlich auf diese Spezialität des amerikanischen Rechtssystems zurück, das praktisch Religion gegenüber offen als solchem bezeichneten Atheismus oder Humanismus bevorzugt.