Sog. „Judensau-Plastiken“ sollen aus dem öffentlichen Raum verschwinden!

Antijüdische Schmähskulptur an der Nürnberger Sebalduskirche - Foto: Wolfram Kastner

Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle (CSU) will einen kritischeren Umgang mit antijüdischen Plastiken an Kirchen fördern. Das meldeten am 9. März 2020 zahlreiche Medien. Der Aktionskünstler Wolfram Kastner zeigte sich erfreut und schrieb Spänle daraufhin einen Brief:
 
„Sehr geehrter Herr Spaenle,
 
mit großem Interesse und einiger Genugtuung haben wir in den Medien wahrgenommen, dass Sie sich zu den antisemitischen Skulpturen geäußert haben und einen runden Tisch dazu planen.
 
Seit nahezu 20 Jahren haben wir uns mit Aktionen in Cadolzburg, Heilsbronn, Nürnberg und Regensburg dafür eingesetzt, dass die zuständigen kirchlichen und staatlichen Stellen einen angemessenen Umgang mit diesen antisemitischen Hassbildern finden. Daraufhin wurden sowohl in Cadolzburg als auch in Regensburg Tafeln mit leider verharmlosenden Texten angebracht. (Bei unseren Aktionen erhielten wir einige Zustimmung und Medienaufmerksamkeit, wurden allerdings u.a. von einem Landtagsabgeordneten der CSU übelst beschimpft, der versprach, dass in Cadolzburg nie eine distanzierende Erklärung angebracht würde.) Unsere Aktionen sind u.a. auf der website www.christliche-sauerei.de zu finden.
 
Wir sind der Ansicht, dass diese beleidigenden Hetzbilder aus dem öffentlichen Raum herausgenommen und entweder in die jeweiligen Kirchen oder in ein Museum mit einer klaren Kontextualisierung und Distanzierung verbracht werden müssen, da sie ihre demonstrative beleidigende Wirkung im öffentlichen Raum beibehalten. An den öffentlichen Standorten wäre ein Hinweis anzubringen, was dort war, wann und warum das entfernt wurde und wo sich das Hassbild befindet. Wir stimmen darin mit vielen jüdischen Personen und Institutionen sowie dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung überein.
 
Jahrelang haben wir uns darum bemüht, dass an einer Universität endlich über die Entstehung, die Verbreitung, den historischen und gesellschaftlichen Zusammenhang sowie die Rezeption der antisemitischen Sauskulpturen geforscht wird. Es gibt ja bisher nur eine einzige wissenschaftliche Publikation dazu von Isaiah Shachar, 1974 in London am Aby-Warburg Institute erschienen, obwohl es sich um ein deutsches christlich-antisemitisches Phänomen handelt. Leider war das bisher nicht erfolgreich.
 
Wir sind selbstverständlich erfreut über Ihr Engagement und interessiert an der Arbeit und einer aktiven Teilnahme an dem zu gründenden Runden Tisch.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
wolfram  p  kastner
INSTITUT für KUNST und FORSCHUNG“