Landtagswahl 2023

Bild © 84 GHz, Michael Wladarsch


Der Bund für Geistesfreiheit Bayern hat sich am 14. Dezember 2022 per Mail an die Mitglieder der Fraktionen von CSU, Freie Wähler, Grüne, SPD und FDP gewandt. Wir dokumentieren das Schreiben an dieser Stelle:

Sehr geehrtes Mitglied des Bayerischen Landtags,

sicher sind auch Sie in diesen Monaten damit beschäftigt, Inhalte und Schwerpunkte des Programms festzulegen, mit dem Sie die Bürgerinnen und Bürger dazu bewegen wollen, im Herbst 2023 für Ihre Partei und deren Kandidatinnen und Kandidaten zu stimmen.

Als im Mai 2022 gewählter Vorsitzender des Bund für Geistesfreiheit Bayern KdöR nehme ich die Wintersonnwendfeier zum Anlass, Ihnen ein für den gesellschaftlichen Zusammenhalt entscheidendes Thema nahezubringen: den gemeinsamen Ethikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler.

Diesen gemeinsamen Ethikunterricht befürworten nach der von uns im März 2022 beim größten deutschen Marktforschungsinstitut GfK in Auftrag gegebenen Repräsentativstudie nicht nur 64 Prozent aller in Bayern befragten Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren. Auch unter denjenigen, die sich als katholische/r bzw. evangelische/r Christ/in oder Muslim/in geoutet haben, findet ein gemeinsamer Ethikunterricht eine Mehrheit. Offensichtlich sind viele religiöse Menschen ebenfalls zu der Erkenntnis gelangt, dass ein friedvolles Miteinander vor allem einer Stärkung dessen bedarf, was alle Menschen verbindet.

Zu den 53 Prozent im Detail: Von den Katholikinnen und Katholiken stimmen 54 Prozent für einen gemeinsamen Ethikunterricht, von den Musliminnen und Muslimen sind es 56 Prozent und von den evangelischen Christinnen und Christen ist es genau die Hälfte.

Die Kirchenkarte zieht nicht mehr

Die Mitgliederzahlen bei den zwei großen christlichen Kirchen sind seit Jahrzehnten und deutlich zunehmend rückläufig, während der Anteil der Konfessionsfreien ständig steigt, in Deutschland insgesamt mehr als 40 Prozent, in Bayern bereits ein Drittel. Politiker und Politikerinnen sollten meiner Ansicht nach unbedingt frühzeitig auf diese Entwicklungen reagieren, denn wir alle befinden uns in einem historischen und sehr grundlegenden Veränderungsprozess, dem wir uns nicht verschließen sollten. Ich hoffe, Sie gehören auch dazu und sind keine Ausnahme.

Deshalb appelliere ich eindringlich an Sie, dem Willen der Bürgerinnen und Bürger zu folgen und das derzeitige Ersatzfach Ethik zu einem verpflichtenden Unterrichtsfach für alle Schülerinnen und Schüler zu machen. Auch wenn vieles dafürspricht, den separierenden Religionsunterricht aus dem Fächerkatalog zu entfernen: Solange Art. 7 Abs. 3 Grundgesetz gilt, kann er als Wahlfach angeboten werden.

Es ist damit zu rechnen, dass das Thema Ethikunterricht Eingang in den Wahl-O-Mat finden und bei jüngeren Wählerinnen und Wählern nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig die Nähe zu einer Partei bestimmen wird.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Wladarsch

Vorsitzender Bund für Geistesfreiheit Bayern KdöR 

Weitere Ergebnisse der GfK-Umfrage sind frei zugänglich unter:

https://fowid.de/meldung/religions-und-oder-ethikunterricht-ii-bundeslaender
https://fowid.de/meldung/religions-und-oder-ethikunterricht