Nicht Wertekundeunterricht für Flüchtlingskinder, sondern Ethikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler leistet Beitrag zu Toleranz und Weltoffenheit
Medienberichten ist zu entnehmen, dass die Fraktionschefs von CDU und CSU die bundesweite Einführung von Rechtsstaatsklassen bzw. Wertekundeunterricht fordern, um geflüchteten Kindern die Werte und Grundregeln unseres Rechtsstaates zu vermitteln. Mal abgesehen von der inhaltlichen Ausrichtung eines Wertekundeunterrichts stellt der Bund für Geistesfreiheit München (bfg München) die Frage, warum nicht alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland an einem solchen Unterricht bzw. warum nicht alle Schülerinnen und Schüler an einem verpflichtenden Ethikunterricht teilnehmen. In den meisten Bundesländern wird das Fach "Ethik" an Schulen bisher nur für bekenntnislose Kinder und Jugendliche angeboten.
Ein Ethikunterricht für alle sollte sich mit Themen aus den Bereichen Philosophie, Religionskunde, Weltanschauungslehre, Naturwissenschaften sowie Menschenrechte beschäftigen, wichtige Werte und Normen vermitteln und aktuelle gesellschaftliche Fragen diskutieren. "Ethikunterricht, der Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen weltanschaulichen, kulturellen und religiösen Hintergründen zusammenbringt, könnte gerade in der heutigen Zeit eine herausragende Rolle an den Schulen spielen. Denn wo könnten Kinder und Jugendliche besser miteinander über Themen wie Krieg und Frieden, Weltanschauungen und Religionen oder Sterbehilfe diskutieren als im Klassenzimmer unter Anleitung einer in ethischen Fragen ausgebildeten Lehrkraft?" möchte Assunta Tammelleo, stellvertretende Vorsitzende des bfg München, wissen.
Die Bevölkerung in Deutschland sieht das genauso. Laut einer YouGov-Umfrage im September 2016 haben sich 69 % der Befragten für einen gemeinsamen Werteunterricht an Stelle des Religionsunterrichts ausgesprochen (darunter auch 64 % der CDU-CSU-Wähler). Nur 21 % der Befragten standen dem ablehnend gegenüber. "Nur ein gemeinsamer Ethikunterricht führt zu Toleranz, Kritikfähigkeit und zu mehr Weltoffenheit. Er würde auch die gesellschaftliche Realität einer multikulturellen Gesellschaft und die stetig wachsende Bevölkerungsgruppe abbilden, die sich von Religion und Glauben abgewandt haben. Ein bekenntnisorientierter Religionsunterricht kann das nicht leisten und sollte abgeschafft werden. Auch ein islamischer Religionsunterricht neben dem katholischen und evangelischen Religionsunterricht führt nur zu einer weiteren Trennung der Schülerinnen und Schüler," stellt Michael Wladarsch, Vorsitzender des bfg München, fest.
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