Wie geht es weiter mit dem „Ehrenmal“ des Nazikriegsverbrechers Alfred Jodl auf der Fraueninsel im Chiemsee?

Keine Ehre dem Kriegsverbrecher!
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Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat im Mai 2021 die Verfassungsbeschwerde des Aktionskünstlers Wolfram Kastner gegen seine Verurteilung durch Münch­ner Zi­vil­ge­rich­te nicht zur Ent­schei­dung angenommen. Kastner war wegen seiner ästhetischen Interventionen am „Ehrenmal“ für den Nazikriegsverbrecher Alfred Jodl auf der Fraueninsel im Chiemsee zur Zahlung von rund 4.000 Euro wegen Be­schä­di­gung des „Ehrenmals“ verpflichtet worden. Im August 2021 wurde der Aktionskünstler nun auch im Strafverfahren vor dem Landgericht Traunstein zu einer Geldstrafe von 2250 Euro verurteilt. Der Bund für Geistesfreiheit München unterstützte den Künstler bisher bei den Verfahrenskosten mit ca. 20.000 Euro.

Seit 1953 befindet sich das große Gedenkkreuz für Alfred Jodl auf der Fraueninsel. Dort eingemeißelt sind neben Jodls Namen und dem Geburts- und Sterbedatum ein Eisernes Kreuz wegen seiner sogenannten 'militärischen Verdienste' sowie sein militärischer Rang. Dass Jodl verantwortlich war für den Hungertod von 800.000 Zivilisten in Leningrad, für die Ermordung russischer Soldaten, für die Ermordung von Bewohnern griechischer Dörfer und für die Operation „Nordlicht“ in Norwegen, bei der Tausende Zivilpersonen verschleppt und getötet wurde, dass er als Chef des Wehrmachtführungsstabs im Oberkommando der Wehrmacht einer der engsten Berater Hitlers war und dass er 1946 als einer der 24 angeklagten Hauptkriegsverbrecher in den Nürnberger Prozessen zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, ist auf dem Stein nicht zu lesen. Sein Leichnam wurde verbrannt, die Asche in einen Seitenarm der Isar gestreut. Jodl liegt auf der Fraueninsel also nicht begraben, sondern wird dort mit einem Steinkreuz geehrt.
 
Wolfram Kastner hat seit 2015 mit ästhetischen Interventionen vor Ort immer wieder protestiert. Der Künstler hatte das Steinkreuz im Sommer 2015 mit einer Hinweistafel versehen, auf der "Keine Ehre dem Kriegsverbrecher" zu lesen war. Im Jahr 2016 brachte er zweimal rote Farbe als Symbol für das Blut an, das der Kriegsverbrecher Jodl vergossen hatte. In einer weiteren Aktion hatte er zudem den Buchstaben J vom Namen entfernt und an das Historische Museum in Berlin geschickt, übrig blieb "Odl" - in Bayern das Wort für Jauche.

Wie es nun weitergeht in der Sache Jodl, das haben wir Wolfram Kastner gefragt.

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